Gau Passau
Dieser Artikel ist erschienen im Rhaeten-Herold Nr. 524/525-S. 19

Treffen im Mündungsgebiet der Isar

Gautag am 20. Mai 2006

Die Passauer Gautage der letzten beiden Jahre galten vor allem künstlerisch und kirchlich bedeutsamen Zielen; darum stehen in diesem Jahr mehr naturbezogene Schauplätze im Vordergrund.

Den Anfang machte am Samstag, dem 20. Mai 2006, das Infohaus Isarmündung bei Plattling. Es ist ja ganz erfreulich, wenn ein Gautag nicht nur in geschlossenen Räumen abläuft, erfreulich aber natürlich nur, wenn das Wetter in erwünschter Weise mitspielt. Die Gefahr von dieser Seite war am 20. Mai begrenzt, weil - wie der Name der Einrichtung schon erkennen lässt - das Infohaus Isarmündung wichtige Informations- und Anschauungsobjekte unter Dach präsentiert. Deren Besichtigung wäre freilich nur eine halbe Sache, käme nicht der Gang durch das umfangreiche Freigelände hinzu. In unserem Fall brachte die Nähe einer Tiefdruckstörung zwar den einen oder anderen Regenschirm zur Entfaltung, der vorgesehene Rundgang konnte aber vom Anfang bis zum Ende durchgeführt werden.

Die Art des Ziels trug wohl dazu bei, dass diesmal erfreulicherweise auch wieder Kinder unter den Teilnehmern waren. Damit wären wir auch dem schon vor längerer Zeit geäußerten Wunsch unseres Philisterseniors nachgekommen, Ziele zu wählen, die auch für Bundesbrüder mit kleineren Kindern attraktiv sind. Für unser nächstes Ziel, das Granitmuseum in Hauzenberg, könnte dies genauso gelten. Übrigens legt das Infohaus Isarmündung ausdrücklich einen besonderen Akzent auf pädagogisches Wirken. So betonte unser Führer, Herr Schöllhorn, in diesem Zusammenhang, dass eine positive Ausrichtung des ökologischen Bewusstseins bereits im Kindergarten grundgelegt werden muss.

Insgesamt zählte der Gauobmann 32 Teilnehmer, darunter auch wieder etliche Bundesbrüder aus anderen Gauen, so die Ehepaare Dr. Liebl und Selmer aus dem Gau München und das Ehepaar Felber sowie Bb. Hilz aus dem Rupertigau - sie alle häufige Besucher unserer Gauveranstaltungen. Aus dem Gau Donau-Naab kam in alter Treue das Ehepaar Härtl, aber auch Bb. Remmel aus Straubing.

Durch die Ausstellungsräume und das Freigelände führte uns der schon erwähnte Herr Franz Schöllhorn, der im Landratsamt Deggendorf für das Infohaus zuständig ist. Er tat dies ebenso kenntnisreich wie engagiert, wobei die Vielgestaltigkeit des gebotenen Stoffes beträchtliche Anforderungen an Aufnahme- und Merkfähigkeit des Laien stellte und den Wunsch nach einem dem individuellen Bewältigungsvermögen entsprechenden Nachvollzug - im Rahmen eines privaten Besuchs - weckte.

Nur einige Grundlinien des Vermittelten seien hier wiedergegeben:
Das Gebiet an der Mündung der Isar in die Donau ist von der EU als Auenlandschaft von europaweiter Bedeutung anerkannt. Sie soll als solche dauerhaft vor gravierenden Veränderungen und Zerstörung geschützt werden, sind doch ihre vielfältigen Lebensräume naturgemäß die Heimat vieler seltener und oft bedrohter Pflanzen- und Tierarten.

Ihre besondere Prägung erhält diese Flusslandschaft durch das Zusammentreffen eines Gebirgsflusses mit starkem und eines Tieflandflusses mit geringem Gefälle.

Die wesentlichen Zielbereiche des Projekts sind die Erhaltung bzw. Wiederherstellung der naturnahen Überflutungsaue innerhalb der Deiche und der gesamten vom Menschen geprägten Kulturlandschaft außerhalb der Deiche. Zu letzterer zählen einzigartige Reste traditioneller Wirtschaftsformen wie Streuwiesen oder Brennen. Der zweite Zielbereich zeigt in sympathischer Weise, dass die Perspektive der Verantwortlichen nicht auf das Ideal einer sich selbst überlassenen Natur verengt ist, sondern das Handeln des Menschen in und mit der Natur einbezieht. Es wird sogar betont, dass man nicht jede Entwicklung sich selbst überlassen kann, weil es z.B. auch Pflanzen von großer Aggressivität und Durchsetzungskraft gibt, wie das bereits sattsam bekannte asiatische Springkraut. Dazu passt, dass bei der Führung auch insofern kein überspitzter „La nature pour la nature"-Standpunkt vertreten wurde, als z.B. mehrfach auf die Heilwirkung bestimmter Pflanzen hingewiesen wurde.

Der Regen, der zunächst zugewartet hatte, kam schließlich doch noch in Gestalt eines kräftigen Schauers; aber da saß die Rhaetenrunde schon in der nahegelegenen, gemütlichen Schlosswirtschaft Moos und ließ es sich bei heiteren Gesprächen gut gehen. Diese wurden freilich zweimal unterbrochen: Zunächst vermittelte der Gauobmann die Einladung des Philisterseniors zur Akademischen Feierstunde am 24. Juni; außerdem glaubte er es dem Orte schuldig zu sein, ein paar Worte zu dessen Vergangenheit zu sagen. Da war zu erwähnen, dass in nächster Nähe vor einigen Jahrzehnten ein bis dahin ganz unbekanntes Römerlager entdeckt wurde, nicht weit vom diesbezüglich viel bekannteren Künzing. Dann war der Vergangenheit des Schlosses, des Namensgebers der besuchten Gaststätte, zu gedenken. Es war mehr als vier Jahrhunderte im Besitz von Grafen aus dem Geschlecht der Preysing und ging erst im Jahr 2003 - nach dem Tod der letzten Besitzerin aus diesem Geschlecht - an deren Sohn Riprand Maria Franz Graf von und zu Arco-Zinneberg über.

Eine interessante Unterbrechung der Gespräche war weiterhin eine Stelle aus dem Kriegstagebuch unseres Bundesbruders Helmut Hilz, vom anwesenden Verfasser selbst vorgelesen, die einen Segelfluglehrgang zum Gegenstand hatte, der im Jahre 1944 im Bereich des Schlosses Moos stattfand. So hatte sich bei diesem - neben der selbstverständlichen Freude am bundesbrüderlichen Beisammensein - primär auf Naturbegegnung ausgerichteten Gautag doch auch die Geschichte wieder Gehör verschafft.

Bb. Franz Salzinger